Es folgt ein (vergleichsweise) "kurzer" Abriss der Reise nach Wellington. Bei über 30 Stunden Reisezeit ist das schon mal ein paar Worte wert und vor allem habe ich ja viel Zeit. Ich bleibe in diesem Beitrag mal auf deutscher Zeit, dann ist es vielleicht weniger verwirrend.
14. Januar, 08:00 Uhr - Nürnberg
Ordentlich verabschiedet von lieben Menschen tappt Philipp etwas unsicher durch die Sicherheitskontrolle. Der nächste Stopp ist erstmal Frankfurt – ziemlich witzloser Flug: kaum ist man auf Flughöhe, geht’s schon wieder in den Landeanflug.
14. Januar, 11:00 Uhr - Frankfurt
Im Bus vom Runway treffe ich einen Siemens-PG-Ingenieur, der mir spontan sein Leid klagt. Es geht nach Saudi Arabien – sein Kommentar: „Ich weiß nicht, was ich ausgefressen habe, dass mich mein Chef da hin schickt.“ Schluck… In Frankfurt schlägt Murphy dann zum ersten mal zu: am UA-Schalter geht dem Drucker das Papier aus, als gerade meine Bordkarten gedruckt werden. Die Daten kann aber die United nur einmalig von der Air New Zealand aufrufen. Dafür sollte ein Informatiker hängen… Und jetzt? Der freundliche Rat: „Gehen Sie halt in San Francisco zum Gate und dann kriegen Sie dort bestimmt eine.“ beruhigt mich auch nur partiell. Mantra für heute: „Ich muss an das Gute glauben und lernen, den Leuten zu vertrauen!“
14. Januar, 17:00 Uhr – Über Island
Der erste Film, die erste Mahlzeit und die ersten zweieinhalb Stunden sind überstanden. Außentemperatur -66°C, Fluggeschwindigkeit ca. 850 km/h. Ich habe es mittlerweile sogar geschafft, die Formulare für die Amis – meiner Meinung nach korrekt - auszufüllen. Nachdem ich den Ehrgeiz hatte, keinen „deutschen Einser“ drin zu haben, weil man ja immer gesagt kriegt, dass man damit Verwirrung stiftet, hat’s drei Anläufe gebraucht. Und so langweilt sich der Flug dahin. Wann gibt’s denn wieder was zu Essen? Später unterhalte ich mich in der Schlange vor den zu 50% defekten Toiletten (das führt in einer 747 schon zu einem Effekt, der den Namen „Queue“ auch nach britischen Maßstäben verdient hat) noch mit einem freundlichen Amerikaner, der diesen als den „schlimmsten von dutzenden Flügen in der ganzen Welt in den letzten Jahren“ identifiziert. Aha, glücklicherweise fehlen mir die Vergleichsmöglichkeiten.
15. Januar, 02:52 Uhr – San Francisco Airport
(14. Januar, 17:52 Uhr local time)
Von wegen „It never rains in California“ – hier hat’s Wetter wie Hund! Naja, ich flieg’ ja weiter! Bisher schlägt sich der Hl. Antonius sehr wacker gegen Murphy. Nach einigen Minuten bangen Wartens habe ich mein Gepäck wieder und sogar die Immigration-/Zollabfertigung läuft ziemlich zügig. Die haben da echt goldige Hundchen – nicht diese furchterregenden deutschen Zoll-Schäferhunde. Die freundliche Dame am Air New Zealand-Schalter wundert sich zwar ein bisschen, dass ich laut ihrem Computer mit 0 Gepäck angekommen sein soll, aber jetzt trotzdem mit 2 Koffern vor ihr stehe. Allerdings einigen wir uns schnell darauf, dass das so besser ist, als andersrum, und sie versichert glaubhaft, dass sie meine Koffer jetzt ordnungsgemäß eingecheckt hat. Komischerweise sind die Sicherheitskontrollen rauswärts noch viel krasser als in die US rein. Jetzt liegen noch 10500 km vor mir – Katzensprung… *g*
15. Januar, 03:54 Uhr – San Francisco an Bord
(14. Januar, 18:54 Uhr local time)
Also wenn die Maschine hier ein Vorgeschmack auf Neuseeland ist, kann das ‘ne nette Geschichte werden. Verglichen mit dem UA-Jumbo ist das Ambiente echt luxuriös und die Flugbegleiterinnen sehen ein bisschen aus, wie sehr teure Innenarchitektinnen. Service und Essen hier sind wirklich um Welten besser als bei United Airlines. Aber das ist auch gut so, denn das wird ja noch mal ein längerer Flug.
15. Januar, 11:30 Uhr – Äquator
(14. Januar, 23:30 Uhr local time)
So, jetzt bin ich also auf der Südhalbkugel. Der Bordmonitor zeigt eine Außentemperatur von -42°C und eine Reisegeschwindigkeit von 850 km/h auf 10000 m Höhe. So schnell und doch so lang - nach diesem Flug finde ich die oft beschworene Kleinheit unseres Planeten eine ziemliche Platitüde. Eigentlich wäre es ja schlau, jetzt zu schlafen, um die Zeitumstellung abzumildern, aber natürlich geht’s nicht. Die Datumsgrenze liegt noch vor uns - irgendwie abgefahren, dass ich den 15. Januar 2008 gar nicht erleben werde. Wir fliegen übrigens gerade direkt am Südseeparadies Bora Bora vorbei. Auf meine Frage, wie britisch und wie exotisch eigentlich Neuseeland sein wird, hat die Airline eine ganz eigene Antwort: zum Naschen gibt’s „Kiwifruit Shortbread“…
15. Januar, 18:18 Uhr – Auckland Domestic Terminal
(16. Januar, 06:18 Uhr local time)
Wow, ich bin in Neuseeland! Die Einreisebeschränkungen („Biosecurity“) sind krass. Soviel Angst, wie die Amis vor Bomben haben, haben die Kiwis vor Keimen und Krankheitserregern. Hier stehen überall Warnschilder, dass gerade was neues kursiert und dass man seine Badesachen nach jedem Einsatz in einem Gewässer ganz trocknen muss. Aber sogar meine Wanderstiefel durften (nach Vorzeigen) durch die Kontrolle. Ich habe noch kein Thermometer gefunden, aber es ist hier schon richtig warm, obwohl gerade noch Morgendämmerung herrscht. Die international Ankommenden sind quasi die Einzigen, die hier noch mit langen Hosen rumlaufen. Die Kiwis tragen (sinnvollerweise) überwiegend Shorts und Flip Flops. Im Bus zum Domestic Terminal habe ich gerade noch eine nette Holländerin getroffen, die in NZ geboren ist und ganz wehmütig meinte, wie gerne sie doch hier leben würde. Am Gate sitzen neben mir Leute, die Ihr Kind auf Deutsch bequatschen. Gleich mal angelabert und was kommt raus: die Frau stammt ursprünglich aus Böblingen, lebt aber seit ihrem 6 Lebensjahr in Auckland. Sie fliegen gerade nach Wellington, um seine Mutter zu besuchen und laut ihr sind die Domestic Flights hier bei entsprechend früher Buchung so günstig, dass es nicht lohnt, mit Auto oder Bahn zu fahren (WLG-AUK einfach für 30 bis 45 NZD). 1 EUR sind übrigens etwa 2 NZD.
15. Januar, 18:50 Uhr – Auckland an Bord
(16. Januar, 06:50 Uhr local time)
Mein Sitznachbar hat mich gerade auf den Boden der meteorologischen Tatsachen zurückgeholt: „In Wellington it’s much colder 'cause it's further south, maybe 20 to 25 degrees.“ Okay, damit kann ich auch leben. In der nächsten Stunde erzählt mir der nette Herr alles, was ich über Neuseeland wissen will und erklärt bereitwillig, was man unten gerade sieht. Dann beginnt der Landeanflug auf Wellington.
15. Januar, 19:50 Uhr – Über Wellington
(16. Januar, 07:50 Uhr local time)
Die Anflugrichtung wird abhängig von den aktuellen Windbedingungen festgelegt. Wir müssen von Süden ansetzen, was noch einige malerische Ausblicke auf die Sounds der Südinsel erlaubt. Die Landebahn in Wellington ist etwas kürzer als normal, weil nicht mehr Platz ist. Das limitiert die Größe der Maschinen, die hier landen können und selbst für die zugelassenen ist bei der Landung noch mehr manueller Eingriff nötig als auf anderen Flughäfen. Mein Sitznachbar rät dazu, sich gut festzuhalten, der Anflug auf "Windy Wellington" sei - je nach Wind - eine holprige Angelegenheit.
Nachtrag: so krass war die Landung dann doch nicht, aber die Bremsung danach hat es in sich und das ist auch gut so, denn vor und hinter dem Runway ist das Meer. Da wären wir also...