Dienstag, 29. Januar 2008

Aller Anfang ist schwer...

Ihr alle, die ihr mir von Dim Sum vorgeschwärmt habt, hattet ja so recht! Das Essen ist superlecker und obendrein auch noch ein Heidenspaß, weil man ja ständig was neues aussuchen darf und sich nicht mit den Namen der Gerichte aufhalten muss. Natürlich kam erst wieder jemand auf die Idee mit dem Gruppenfoto nachdem der Tisch in ein Schlachtfeld verwandelt wurde...
Nachdem ich die letzten eineinhalb Wochen "nur" damit beschäftigt war, mich hier einigermaßen häuslich einzurichten, habe ich mich entschieden, am Montag mit der Arbeit an meiner Master Thesis zu beginnen. Die Tatsache, dass ich wenigstens nur geschätzte 100 Meter zu meinem Arbeitsplatz laufen muss, erleichtert es dabei ungemein, sich morgens zu motivieren. Ich bedauere alle Studenten hier, die sich morgens erstmal diesen Berg raufschleppen müssen!
Am Institut bin ich (mit Ausnahme meines Betreuers) der einzige Ingenieur und ansonsten von Physikern und Chemikern, auch alles echt netten Leuten aller Altersgruppen, umgeben. Sozialer Treffpunkt ist hier der Common Room mit angeschlossener Kaffeeküche (Kaffee frei für Mitarbeiter!), wo man auch gleich mit jedermann ins Gespräch kommt. Ganz offensichtlich bin ich nicht der erste Franke am Institut, findet sich doch tatsächlich eine Tasse vom Nürnberger Christkindlesmarkt im Fundus der Küche. Oder ist's vielleicht doch ein Mitbringsel von einem hiesigen Deutschlandbesucher?
Ich habe übrigens leichtsinnigerweise meinen Mitbewohnern einen German-Evening versprochen, nachdem ich entdeckt habe, dass es im New World auch Münchner Hofbräu Sixpacks gibt. Jetzt brauche ich aber dringend noch eine Idee, was ich kochen könnte. Da brauche ich Eure Hilfe! Ich warte also gespannt auf Vorschläge....

Samstag, 26. Januar 2008

Keine Angst, ich verhungere hier nicht!

Jetzt ist es schon fast eine Woche her, seitdem ich das letzte Mal geschrieben habe. In der Zwischenzeit habe ich mich in meiner Unterkunft hier einigermaßen eingerichtet, jeden Tag ein bißchen mehr. Langsam stellt sich sogar schon ein bißchen WG-Routine ein - aber keine Angst, liebe bWG-Kumpanen, es ist natürlich nicht dasselbe wie mit Euch! *g*
Beim Einkaufen von Krempel für die Bude habe ich auch gleich noch einen Landsmann aus Berlin getroffen, der gerade in Wellington eingetroffen ist und sich für länger hier einrichten will. Nachdem er schon vorherige Wellington-Erfahrung hatte, hat er gleich eine spontane Stadtführung mit Einkaufs- und Kneipentipps für mich organisiert - super!
Am Donnerstag durfte ich meinen hiesigen Betreuer zu seinen Kollegen im IRL-Forschungszentrum in Lower Hutt begleiten und wurde dort einer Menge Leuten vorgestellt. Neben Ingenieuren arbeiten dort über den Sommer auch viele Vic-Studenten und spätestens in der Cafeteria fühlte ich mich doch sehr an unser Fraunhofer-Institut erinnert. Leider ist die Busanbindung dorthin eine Katastrophe, so dass ich hoffe, dass ich eher nicht so oft dort zu tun haben werde. Am Abend habe ich dann mit dem Berliner mal die Kneipen unsicher gemacht. Obwohl wir noch außerhalb des Trimesters liegen und deshalb unter der Woche noch nicht soviel los ist, kann ich erahnen, dass der Vergleich von Courtenay Place mit der Reeperbahn keine Übertreibung war. Hier konzentriert sich buntes Nachtleben auf engstem Raum. Ein bißchen alternativer, aber nicht weniger bunt, geht es auf der Cuba Street (siehe Bild), gleichzeitig tagsüber die Haupteinkaufsstraße, zu.
Tags darauf erwartet mich mein erstes MEETin-Event, eine Weinprobe der besonderen Art. MEETin ist das, was man neudeutsch als Social Network bezeichnen würde: lokale Gruppen geführt von ehrenamtlichen Migliedern, organisieren in den jeweiligen Städten sogenannte Events, also gemeinsame Aktivitäten, zu denen man sich über die Website anmelden kann. Besser kann man in einer fremden Stadt keine Leute kennenlernen. Bei der Weinprobe ging es darum, Weine mit möglichst originellen Etiketten zu finden, sowie die Antwort auf die Frage, ob eine Korrelation zur Qualität des Weins besteht. Jeder hat dazu eine Flasche mitgebracht und schon konnte die Verkostung beginnen: ein Riesenspaß mit extrem netten Leuten.
Heute war ich nochmal bei Jaya und Chalani zum Dinner eingeladen. Es tut schon gut, hier ein bißchen Familienanschluss zu haben. Und vor dem Verhungern bin ich auch sicher!
Und wo wir schon bei dem Thema sind - morgen ist wieder ein MEETin-Event angesagt: Yum Char Dim Sum Brunch. Mir wurde schon ausgiebig davon vorgeschwärmt und ich bin sehr gespannt.
Aber auch jenseits solcher Schmankerln kommt man in Wellington kulinarisch auf seine Kosten. Beispielsweise gibt's an jeder Straßenecke Sushi-Takeaways, wo man Sushi in sagenhafter Qualität zu Witzpreisen kaufen kann. Ich versteh's fast nicht, dass hier noch Leute zu McD gehen! Und Einkaufen im Supermarkt ist natürlich gerade auch noch spannend, weil es viele neue Sachen zu entdecken gibt. Allerdings sind Supermärkte in Wellington sehr selten, da in der Stadt einfach kein Platz (bzw. nur zu sehr teuren Pachtpreisen) ist. Im Central Business District gibt es genau einen New World Metro (sowas wie ein kleiner Edeka), in dem mittags und abends die Büroangestellten in einer aberwitzigen Kassenschlange stehen. Etwas weiter außerhalb ist dann noch ein richtiger New World Supermarkt, allerdings ist der schon ein Stück entfernt. Der Weg zum Einkaufen gleicht also die kulinarischen Ausschweifungen kalorientechnisch einigermaßen wieder aus.
So, das war's für heute, es ist ja schon spät. Ach so, Grüße auch von Simba, unserer WG-Tigerin (das Bild zeigt sie beim Fernsehen), die sich beharrlich über das Betretungsverbot meines Zimmers hinwegsetzt... Shhhhhhhhh!

Montag, 21. Januar 2008

Ich geh' einfach zu IKEA - klar....

Heute ist hier Wellington Anniversary Day, also Public Holiday. Offices closed, Shops open –perfekt, um ein paar Sachen für die neue Wohnung zu besorgen. Und schon konnte ich wieder eine wichtige Lektion über Neuseeland lernen: es gibt keine IKEA! Die nächste Filiale ist in Australien. Damit entfällt also der Plan, dort günstig Bett und Matratze zu kaufen. Als Alternative gibt’s hier The Warehouse und meine Flatmates raten zum Besuch eines Gebrauchtmöbel-Shops. Nach einigem Hin und Her ist zumindest einmal das Nötigste beisammen, um in meiner neuen Bleibe zu überleben. Beim Umzug meiner Sachen in die neue Wohnung lerne ich noch die fünfte Mitbewohnerin kennen. Sie hört auf den Namen Simba und ist zwar kein Löwe, aber zumindest von feliner Abstammung.

Aktuell ist hier die morgige Beerdigung von Sir Edmund Hillary ein großes Gesprächsthema. Sie wird sogar im Fernsehen übertragen. Der Bezwinger des Mount Everest ziert übrigens auch den 5-Dollar-Schein. Übrigens hat Neuseeland etwas mit Deutschland gemeinsam: eine weibliche Regierungs-Chefin, denn hier hat Premierministerin Helen Clark das Sagen im Parlament.

Der Umzug in die WG bedeutet natürlich leider auch schon den Abschied von meiner Ersatzfamilie hier. Deshalb hat Jaya heute abend noch einmal den Grill geschürt, um den Anlass gebührend zu begehen. Und natürlich haben wir ein Gruppenphoto gemacht, damit Ihr auch etwas davon habt!

Sonntag, 20. Januar 2008

Ich habe ein Zuhause!

Die heutige WG-Besichtigungstour beginnt in einem Haus ziemlich weit oben am Hang in Aro Valley (leider am der Universität gegenüberliegenden Hang) mit einem phantastischen Blick über die Bay. Eine der Mitbewohnerinnen dort arbeitet für die Stadt Wellington als Eventmanager und organisiert gerade das International Arts Festival, aber auch der Rest der Bewohner war ein illustrer Haufen. Wenn ich nicht so dringend ein Zimmer bräuchte, könnte das auch Spaß machen, durch die Stadt zu fahren und so viele neue Leute kennenzulernen. Einige Wohnungen später lerne ich Simon O’Rorke kennen, einen supernetten Freejazz-Musiker und Percussionisten, der mich irgendwie ein bisschen an den Dude erinnert. Er sucht auch nach einem Mitbewohner, der allerdings geneigt sein sollte, regelmäßig experimentalmusikalische Jam-Sessions des Hausherren im Wohnzimmer zu ertragen – hm, ob das wohl meiner Masterarbeit so förderlich wäre? Vielleicht ist’s nicht das richtige Zimmer, aber auf jeden Fall habe ich mich etwa eine Stunde lang echt gut mit ihm unterhalten.

Am Ende des Tages war die Stimmung dann trotzdem etwas im Keller, weil ich überall das Gefühl hatte, eher hingehalten zu werden. Glücklicherweise kam dann doch noch die entscheidende Zusage: ich darf in der 4er WG direkt gegenüber meines Arbeitsplatzes einziehen – juhu!

Samstag, 19. Januar 2008

Sind hier nicht alle ein bisschen Maori?

Heute morgen waren wir auf dem Markt in Lower Hutt. Alles ist hier sehr international, viele der Händler sind Asiaten, einige Stände verkaufen Maori-typische Waren. An einem Stand warben 2 Maori für Maori-Sprach- und Computerkurse. Jaya hat mir erklärt, worum es geht: die neuseeländische Regierung fördert die Bildung der Bevölkerung, vor allem der Maori, mit allen möglichen Programmen, insbesondere natürlich auch die Erhaltung der Maori-Kultur. Nachdem aber die Anzahl der Teilnehmer aus diesem Kulturkreis beschränkt ist, sind die Kurse für alle Teilnehmer offen. So kommt es zum Beispiel, dass auch Jaya bereits Te Reo Maori gelernt hat und Mitglied im lokalen Maori-Gesangsverein ist. Wer jetzt auch ein bisschen Te Reo Maori lernen möchte, klickt hier. Ganz Neuseeland identifiziert sich mit der Maori-Kultur, kaum eine Einrichtung hier, die nicht einen Maori-Slogan in ihrem Logo hat. Das klingt alles gut, aber wenn man ein bisschen nachforscht, zeigt sich, dass die Probleme der nativen Bevölkerung anderer Kolonialgebiete (schlechter Zugang zu Bildung, Arbeitslosigkeit und Alkoholismus, etc.) auch in Neuseeland nicht unbekannt sind.

Mittags durfte ich Chalani ein bisschen beim Kochen helfen: sinhalesische Kokos-Fladen mit einem Curry (sehr lecker) und danach habe ich mit Jaya noch 2 WGs besichtigt. Da hier in einem Monat das Trimester beginnt, gibt es pro WG-Platz etwa 50 Bewerber. Das kennen wir doch irgendwoher, oder? Ein bisschen frustrierend ist das gerade schon, denn die Bewohner haben es nicht gerade eilig, einem Zusagen zu geben und mir läuft ein bisschen die Zeit weg.

Jayas Haus ist direkt am Ortsrand von Lower Hutt, d.h. man kann in 2 Minuten direkt in den Busch spazieren. Hier konnte ich gerade meine ersten Erfahrungen mit der einheimischen Flora und Fauna machen. Die einzigen mir bekannten Pflanzen waren Brombeeren und auch einige einheimische Vogelarten habe ich zum ersten Mal gesehen, zum Beispiel den „Fan-Tail“, einen lustigen kleinen Singvogel im Sub-Spatz-Format, der seine Schwanzfedern zu dem namensgebenden Fächer aufstellt, wenn er sitzt. In Neuseeland gibt es übrigens, im Gegensatz zu Australien, mit Ausnahme einer Spinnenart, keine giftigen Tiere.

Freitag, 18. Januar 2008

Still the search goes on...

Heute habe ich mich früh aus dem Bett gequält und zusammen mit Jaya die Pendler-S-Bahn nach Wellington genommen. Von Wellington Station sind es etwa 10 Minuten Fussweg zu seinem Arbeitsplatz, dem hiesigen Äquivalent zum Wasserwirtschaftsamt. Jaya pflegt seinen Job als „running the country“ zu bezeichnen: „otherwise there would be no tap water – that’d be bad!“

Danach erklimme ich ein weiteres Mal den Berg nach Kelburn, um eine Wohnung anzusehen. Hier sollte ich das Haus mit einer Mittdreißigerin und einem Informatiker teilen, allerdings ist es leider etwas zu groß und teuer für mich. „Flatting“, also das Leben in einer WG ist hier total normal auch für werktätige Leute. Trotzdem ist es gerade nicht einfach, ein Zimmer zu finden. Danach habe ich für einige Stunden das Büro meines hiesigen Betreuers belagert. Leider habe ich noch kein Login an der Uni (hier geht alles ein bisschen langsamer), aber ich durfte seinen Laptop benutzen, um nach Zimmern zu suchen.

Eine buntere Episode meiner Wohnungssuche ist eine WG in Te Aro, einem etwas lebendigeren Viertel nahe beim Stadtzentrum. Die Wohnung ist in einem Betonbunker, der von außen wie ein altes Lagerhaus aussieht und nur durch hippe Schilder darauf hinweist, dass hier einige kreative Startup-Firmen ihren Sitz haben. In einigen Stockwerken sind auch Wohungen untergebracht. Das freie Zimmer hätte zwar kein richtiges Fenster (da ist leider die Reklametafel von irgendwas davor), aber dafür illustre Mitbewohnerinnen. Die beiden Mädels, denen ich hier gegenübersitze, sind buchstäblich gerade aus dem Bett gefallen (wir haben 17:00 Uhr), haben beide einen ziemlich schrillen Look und erzählen mir, dass sie Kunst und Design studieren. Ah ja, die Wohnung erfüllt auch sämtliche Klischees einer Künstler-Bleibe. Jetzt nicht so ganz mein Ding, aber trotzdem haben wir uns ganz gut unterhalten. Danach ging's dann noch in eine WG in Kelburn, wo man sehr erstaunt ist, dass ich kein Ultimate Frisbee spiele, denn das würden doch alle Deutschen machen. Also liebe Leser: raus damit - spielt Ihr alle regelmäßig Ultimate und warum durfte ich noch nie mitspielen?

Donnerstag, 17. Januar 2008

Ein fauler Tag

So, heute morgen war erstmal eine Runde ausspannen angesagt. Trotzdem habe ich natürlich weiter die WG-Angebote im Internet durchstöbert. Der Kiwi betreibt Onlinehandel übrigens via trademe, einer Kombination aus "Alles" und "eBay". Ich habe natürlich gerade den Trimesterstart erwischt, es ist also etwa so, also versuche man in Erlangen Anfang Oktober ein Zimmer zu finden.

Heute nachmittag waren Chalanis Bürokollegen zu einem BBQ eingeladen, eine sehr multikulturelle Gesellschaft. Entsprechend gab es auch wieder Leckereien aus allen Teilen Asiens und sogar Samoa. Als Schmankerl zum Abschluss gab Brendon, Sohn eines Gastes und Musikstudent an der Vic, noch einige seiner liebsten Opernarien zum Besten. Da muss man schon nach Wellington kommen, um Mozart und Wagner so eindrucksvoll dargeboten zu bekommen.

Jetlag und Klimawandel

Da ich es noch nicht geschafft habe, meinen Laptop ans Netz zu bringen, schreibe ich vom Rechner meines Gastgebers Jaye, eines alten Freundes meiner Eltern, der mich hier voruebergehend beherbergt und zusammen mit seiner Frau Chalani liebevoll umsorgt. Und aufgemerkt: meine Zeitangaben sind jetzt immer in lokaler Zeit, also der Deutschen Zeit um 12 Stunden voraus!

Ich sehe mich noch nicht einmal in der Lage, meine ersten Eindruecke zu schildern, so fertig fuehle ich mich. Nach ueber 30 Stunden unterwegs (davon zusammen nicht mal eine Stunde Schlaf), bin ich planmaessig und sogar mit Gepaeck um 08:00 Uhr lokaler Zeit in Wellington angekommen. Am Flughafen hat mich Jaye eingesammelt und zu sich nach Hause (in Lower Hutt, einem Vorort etwa 20 Minuten mit dem Auto) verfrachtet. Nach kurzem Frischmachen und Fruehstueck ging es erstmal kurz hier in die Stadt, um mein Handy gangbar zu machen. Im Vodaphone-Shop gab es erstmal grosses Aufsehen ueber das abgefahrene Handy (aha, das Modell gibt's hier also nicht) und dann einen einheimischen Prepaid-Vertrag (wer billig kann, kann mich unter +64 21/1359300 jetzt auch txt-en). Im naechsten Geschaeft habe ich mich gleich mal als NZ-Newbie geoutet, als ich nach meinem Wechselgeld auf 19,99 NZD gefragt hab. Aha, hier wird bei Barzahlung nur ab 10 ct rausgegeben, die kleineren Muenzen sind vor einiger Zeit abgeschafft worden. Aber wer bar zahlt ist auch selbst schuld, hier regiert die Kreditkarte. Spaeter ging es dann nochmal nach Wellington und ich bin erstmal in die Universitaet, um meinen hiesigen Betreuer zu treffen. Allerdings machte sich jetzt der fehlende Schlaf schon deutlich bemerkbar. Anschliessend haben wir noch eine WG besichtigt, deren Bewohner ich von Deutschland aus schon angeschrieben hatte. Die liegt zwar direkt gegenueber des Instituts, aber ich will trotzdem abwarten, ob sich in den naechsten Tagen noch etwas anderes findet. Danach ging es wieder nach Lower Hutt und endlich ins Bett - so schnell bin ich noch nie eingeschlafen und heute fuehle ich mich auch noch nicht so ganz fit. Die 12 Stunden und ca. 20 Grad Differenz zu Deutschland sind nicht so einfach wegzustecken.

So, das war's fuer jetzt. Ich gehe mal Chalani (Jayes Frau) helfen, das BBQ mit ihren Arbeitskollegen heute abend vorzubereiten.

Dienstag, 15. Januar 2008

Reise um die Welt in 34 Stunden

Es folgt ein (vergleichsweise) "kurzer" Abriss der Reise nach Wellington. Bei über 30 Stunden Reisezeit ist das schon mal ein paar Worte wert und vor allem habe ich ja viel Zeit. Ich bleibe in diesem Beitrag mal auf deutscher Zeit, dann ist es vielleicht weniger verwirrend.

14. Januar, 08:00 Uhr - Nürnberg
Ordentlich verabschiedet von lieben Menschen tappt Philipp etwas unsicher durch die Sicherheitskontrolle. Der nächste Stopp ist erstmal Frankfurt – ziemlich witzloser Flug: kaum ist man auf Flughöhe, geht’s schon wieder in den Landeanflug.

14. Januar, 11:00 Uhr - Frankfurt
Im Bus vom Runway treffe ich einen Siemens-PG-Ingenieur, der mir spontan sein Leid klagt. Es geht nach Saudi Arabien – sein Kommentar: „Ich weiß nicht, was ich ausgefressen habe, dass mich mein Chef da hin schickt.“ Schluck… In Frankfurt schlägt Murphy dann zum ersten mal zu: am UA-Schalter geht dem Drucker das Papier aus, als gerade meine Bordkarten gedruckt werden. Die Daten kann aber die United nur einmalig von der Air New Zealand aufrufen. Dafür sollte ein Informatiker hängen… Und jetzt? Der freundliche Rat: „Gehen Sie halt in San Francisco zum Gate und dann kriegen Sie dort bestimmt eine.“ beruhigt mich auch nur partiell. Mantra für heute: „Ich muss an das Gute glauben und lernen, den Leuten zu vertrauen!“

14. Januar, 17:00 Uhr – Über Island
Der erste Film, die erste Mahlzeit und die ersten zweieinhalb Stunden sind überstanden. Außentemperatur -66°C, Fluggeschwindigkeit ca. 850 km/h. Ich habe es mittlerweile sogar geschafft, die Formulare für die Amis – meiner Meinung nach korrekt - auszufüllen. Nachdem ich den Ehrgeiz hatte, keinen „deutschen Einser“ drin zu haben, weil man ja immer gesagt kriegt, dass man damit Verwirrung stiftet, hat’s drei Anläufe gebraucht. Und so langweilt sich der Flug dahin. Wann gibt’s denn wieder was zu Essen? Später unterhalte ich mich in der Schlange vor den zu 50% defekten Toiletten (das führt in einer 747 schon zu einem Effekt, der den Namen „Queue“ auch nach britischen Maßstäben verdient hat) noch mit einem freundlichen Amerikaner, der diesen als den „schlimmsten von dutzenden Flügen in der ganzen Welt in den letzten Jahren“ identifiziert. Aha, glücklicherweise fehlen mir die Vergleichsmöglichkeiten.

15. Januar, 02:52 Uhr – San Francisco Airport
(14. Januar, 17:52 Uhr local time)

Von wegen „It never rains in California“ – hier hat’s Wetter wie Hund!
Naja, ich flieg’ ja weiter! Bisher schlägt sich der Hl. Antonius sehr wacker gegen Murphy. Nach einigen Minuten bangen Wartens habe ich mein Gepäck wieder und sogar die Immigration-/Zollabfertigung läuft ziemlich zügig. Die haben da echt goldige Hundchen – nicht diese furchterregenden deutschen Zoll-Schäferhunde. Die freundliche Dame am Air New Zealand-Schalter wundert sich zwar ein bisschen, dass ich laut ihrem Computer mit 0 Gepäck angekommen sein soll, aber jetzt trotzdem mit 2 Koffern vor ihr stehe. Allerdings einigen wir uns schnell darauf, dass das so besser ist, als andersrum, und sie versichert glaubhaft, dass sie meine Koffer jetzt ordnungsgemäß eingecheckt hat. Komischerweise sind die Sicherheitskontrollen rauswärts noch viel krasser als in die US rein. Jetzt liegen noch 10500 km vor mir – Katzensprung… *g*

15. Januar, 03:54 Uhr – San Francisco an Bord
(14. Januar, 18:54 Uhr local time)

Also wenn die Maschine hier ein Vorgeschmack auf Neuseeland ist, kann das ‘ne nette Geschichte werden. Verglichen mit dem UA-Jumbo ist das Ambiente echt luxuriös und die Flugbegleiterinnen sehen ein bisschen aus, wie sehr teure Innenarchitektinnen. Service und Essen hier sind wirklich um Welten besser als bei United Airlines. Aber das ist auch gut so, denn das wird ja noch mal ein längerer Flug.

15. Januar, 11:30 Uhr – Äquator
(14. Januar, 23:30 Uhr local time)

So, jetzt bin ich also auf der Südhalbkugel. Der Bordmonitor zeigt eine Außentemperatur von -42°C und eine Reisegeschwindigkeit von 850 km/h auf 10000 m Höhe. So schnell und doch so lang - nach diesem Flug finde ich die oft beschworene Kleinheit unseres Planeten eine ziemliche Platitüde. Eigentlich wäre es ja schlau, jetzt zu schlafen, um die Zeitumstellung abzumildern, aber natürlich geht’s nicht. Die Datumsgrenze liegt noch vor uns - irgendwie abgefahren, dass ich den 15. Januar 2008 gar nicht erleben werde. Wir fliegen übrigens gerade direkt am Südseeparadies Bora Bora vorbei. Auf meine Frage, wie britisch und wie exotisch eigentlich Neuseeland sein wird, hat die Airline eine ganz eigene Antwort: zum Naschen gibt’s „Kiwifruit Shortbread“…

15. Januar, 18:18 Uhr – Auckland Domestic Terminal
(16. Januar, 06:18 Uhr local time)

Wow, ich bin in Neuseeland! Die Einreisebeschränkungen („Biosecurity“) sind krass. Soviel Angst, wie die Amis vor Bomben haben, haben die Kiwis vor Keimen und Krankheitserregern. Hier stehen überall Warnschilder, dass gerade was neues kursiert und dass man seine Badesachen nach jedem Einsatz in einem Gewässer ganz trocknen muss. Aber sogar meine Wanderstiefel durften (nach Vorzeigen) durch die Kontrolle. Ich habe noch kein Thermometer gefunden, aber es ist hier schon richtig warm, obwohl gerade noch Morgendämmerung herrscht. Die international Ankommenden sind quasi die Einzigen, die hier noch mit langen Hosen rumlaufen. Die Kiwis tragen (sinnvollerweise) überwiegend Shorts und Flip Flops. Im Bus zum Domestic Terminal habe ich gerade noch eine nette Holländerin getroffen, die in NZ geboren ist und ganz wehmütig meinte, wie gerne sie doch hier leben würde. Am Gate sitzen neben mir Leute, die Ihr Kind auf Deutsch bequatschen. Gleich mal angelabert und was kommt raus: die Frau stammt ursprünglich aus Böblingen, lebt aber seit ihrem 6 Lebensjahr in Auckland. Sie fliegen gerade nach Wellington, um seine Mutter zu besuchen und laut ihr sind die Domestic Flights hier bei entsprechend früher Buchung so günstig, dass es nicht lohnt, mit Auto oder Bahn zu fahren (WLG-AUK einfach für 30 bis 45 NZD). 1 EUR sind übrigens etwa 2 NZD.

15. Januar, 18:50 Uhr – Auckland an Bord
(16. Januar, 06:50 Uhr local time)

Mein Sitznachbar hat mich gerade auf den Boden der meteorologischen Tatsachen zurückgeholt: „In Wellington it’s much colder 'cause it's further south, maybe 20 to 25 degrees.“ Okay, damit kann ich auch leben. In der nächsten Stunde erzählt mir der nette Herr alles, was ich über Neuseeland wissen will und erklärt bereitwillig, was man unten gerade sieht. Dann beginnt der Landeanflug auf Wellington.

15. Januar, 19:50 Uhr – Über Wellington
(16. Januar, 07:50 Uhr local time)

Die Anflugrichtung wird abhängig von den aktuellen Windbedingungen festgelegt. Wir müssen von Süden ansetzen, was noch einige malerische Ausblicke auf die Sounds der Südinsel erlaubt. Die Landebahn in Wellington ist etwas kürzer als normal, weil nicht mehr Platz ist. Das limitiert die Größe der Maschinen, die hier landen können und selbst für die zugelassenen ist bei der Landung noch mehr manueller Eingriff nötig als auf anderen Flughäfen. Mein Sitznachbar rät dazu, sich gut festzuhalten, der Anflug auf "Windy Wellington" sei - je nach Wind - eine holprige Angelegenheit.

Nachtrag: so krass war die Landung dann doch nicht, aber die Bremsung danach hat es in sich und das ist auch gut so, denn vor und hinter dem Runway ist das Meer. Da wären wir also...

Sonntag, 13. Januar 2008

Ich bin dann mal weg...

Morgen früh geht's los und dann bin ich eineinhalb Tage unterwegs... juhu! Danke an alle, die mich in der letzten Woche moralisch und tatkräftig unterstützt haben. Man denkt, man sei perfekt vorbereitet und trotzdem kommt der Stress. Leider hat es jetzt gar nicht mehr geklappt, nochmal ein Feierabendbierchen einzuschieben. Sorry an alle, die ich jetzt nicht mehr sehen konnte. Aber wir bleiben in Kontakt...

Sonntag, 6. Januar 2008

Danke für den gelungenen Abschied!

Gestern haben wir ja meinen Abschied aus der WG und Leas Einzug gebührend gefeiert. Auf diesem Wege möchte ich mich bei allen bedanken, die dabei waren. Ihr habt mir den "Aufbruch ins Unbekannte" leichter gemacht! Und hier sind die Fotos zu finden.